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Morgengebet
Oh wunderbares, tiefes Schweigen,
wie einsam ist`s doch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
als ging der Herr durchs stille Feld.
Ich fühl mich recht wie neu erschaffen.
Wo ist die Sorge, wo die Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen-
ich schäm mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
will ich,ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke
zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
um schnöden Solt der Eitelkeit
zerschlag‘ mein Saitenspiel: und schauernd
schweig ich vor dir in Ewigkeit.
Joseph von Eichendorff
Die Stille
Es weiß und rät es doch keiner,
wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüsst‘ es nur einer, nur einer,
kein Mensch es sonst wissen soll!
So still ist’s nicht draußen im Schnee,
so stumm und verschwiegen sind
die Sterne nicht in der Höhe,
als meine Gedanken sind.
Ich wünscht‘, es wäre schon Morgen,
da fliegen zwei Lerchen auf,
die überfliegen einander,
mein Herz folgt ihrem Lauf.
Ich wünscht‘ ich wäre ein Vöglein
und zöge über das Meer,
wohl über das Meer und weiter,
bis dass ich im Himmel wär‘!
Joseph von Eichendorff
Wer vom Ziel nicht weiß
Das Kind ruht aus vom Spielen,
am Fenster rauscht die Nacht,
die Engel Gott’s im Kühlen
getreulich halten Wacht.
Am Bettlein still sie stehen,
der Morgen graut noch kaum,
Sie küssen’s eh‘ sie gehen,
das Kindlein lacht im Traum.
Joseph von Eichendorff
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Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.
Er hat von 1788 bis 1857 gelebt und hat in Deutschland und Österreich studiert . Hier einige besonders schöne Gedichte:
Mondnacht
Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküsst,
dass sie im Blüten-Schimmer
von ihm nun träume müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder
so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Joseph vonEichendorff